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Impfen schützt - mich und dich! Fachtag zur Impfaufklärung junger Eltern.

Fachtag des Bündnis Gesund Aufwachsen in Brandenburg am 11. November 2014 im Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam

Die Impfprävention im Land Brandenburg zeigt inzwischen gute Erfolge. Dies berichtete die Unterarbeitsgruppe Impfprävention des Bündnisses auf der diesjährigen Kindergesundheitskonferenz. Gleichwohl bestehen nach wie vor Immunisierungslücken bei den Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg.

Der Fachtag des Bündnisses Gesund Aufwachsen bot die Gelegenheit, sich über die konkrete Datenlage und Strukturen der Impfprävention im Land zu informieren. Akteure aus den unterschiedlichsten beruflichen Feldern sowie Auszubildende aus den Gesundheitsfachberufen tauschten sich zu Möglichkeiten aus, Eltern gezielt anzusprechen und zu allen Fragen rund um das Thema Impfprävention zu beraten.

Der Fachtag wurde moderiert von Frederik Pettelkau (Gesundheit Berlin-Brandenburg).

Grußwort

Herr Prof. Dr. Wenisch (Medinzinischer Geschäftsführer des Klinikums Ernst von Bergmann Potsdam) ging in seinem Grußwort bereits auf die insgesamt guten Impfraten im Kindesalter ein. Prof. Wenisch rief die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, die auf dem Fachtag gewonnenen Erkenntnisse in ihre Netzwerke zu tragen und dort umzusetzen.

Vorträge

Herr Prof. Dr. Weinke (Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektionlogie am Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam) referierte in seinem Vortrag z. B. über das Ziel von Schutzimpfunggen und den Begriff der Herdenimmunität. Der Referent beschrieb impfpräventable Erkrankungen und zog zur Veranschaulichung historische und geografische Vergleiche hinzu. Besonders eindrücklich ist zum Beispiel die bevölkerungsbezogene Erkrankungslast vor Einführung der Impfungen im Vergleich zur Erkrankungslast nach Impfungen (bei Polio und Diphterie nahezu 100 Prozent Reduktion).

Schon während des Vortrags entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Viele Fragen konnten geklärt werden durch Prof. Weinke und die weiteren Expertinnen und Experten im Publikum: Muss das Impfen schon so früh im Kindesalter sein und welche Impfungen sind wichtig? Die Ständige Impfkommission (STIKO) gibt hierzu regelmäßig allgemeingültige Empfehlungen auf wissenschaftlicher Grundlage heraus, an denen sich Eltern orientieren sollten. Wie häufig sind Impfkomplikationen? Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötungen und Schwellungen können häufig beobachtet werden. Diese dauern allerdings nur wenige Tage an. Stärkere Reaktionen sind ausgesprochen seltene Ereignisse, für die in Studien kein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung gezeigt werden konnte. Insgesamt weisen Impfungen sehr viel weniger Komplikationsraten auf als die Erkrankungen selbst, wie auch das Paul-Ehrlich-Institut bestätigt (www.pei.de).

> Vortrag Herr Prof. Dr. Weinke

Herr Dipl.-Med. Berndt (Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg; LUGV) stellte die Datenlage für Brandenburg dezidiert dar. Die Impfraten unterscheiden sich nicht nur nach Impfung, sondern sind in den Landkreisen auf hohem Niveau unterschiedlich hoch. Des Weiteren variieren die Impfraten z. B. nach Schultyp und Sozialstatus. Aus diesen Erkenntnissen leitet das LUGV Empfehlungen zur Erhöhung der Impfraten in einigen wenigen Bereichen ab (vgl. Vortrag). Bereits während des Vortrags nutzte das interessierte Publikum die Glegenheit des fachlichen Austauschs.

> Vortrag Herr Dipl.-Med. Berndt inkl. EMPFEHLUNGEN

Alle Vortragenden betonten das allgemein hohe und vorbildliche Niveau der Impfraten in Brandenburg.

Diskussionsrunde

In der abschließenden Diskussionsrunde zusammen mit allen Teilnehmer/innen wurden Erfahrungen in der Arbeit mit Eltern und Ideen für die passgenaue Impfaufklärung ausgetauscht (vgl. gesammelte Ergebnisse rechts / unten). Hauptthema der Diskussionrunde war vor allem, welche (neuen) Zugangswege zur Zielgruppe in der Prävention realistisch und efektiv sind, abseits von für Verhaltensänderungen wenig nützlichen Flyern. Zusammen mit Herrn Meck vom Gesunden Städte-Netzwerk Potsdam konnten in der Diskussion bereits einige Punkte und Ideen festgehalten werden:

  • Von "Komm-" zu "Geh-Strukturen" / Schaffung lebensnaher und alltagspraktischer Impfmöglichkeiten: Bisher müssen Impfungen "abgeholt" werden. Eltern und Kinder müssen es in ihrem Alltag organisieren, für das Impfen in die Arztpraxen zu kommen.  Als alltagsnaher und niederschwelliger gilt mittlerweile das Impfen und die Beratung hierzu direkt in der Lebenswelt, also z. B. in der Kita oder Schule, denn "Gesundheit wird dort geschaffen, wo Menschen leben, arbeiten, spielen usw. (WHO Charta 1986)". Hilt gilt es die entsprechenden Strukturen zu schaffen - dezentral und alltagsnah.

  • Erweiterung des Akteurskreises: Z. B. Einbezug von KJGD, Kassen, Schulen, Altersheimen, Kitas, Öffentliche Verwaltung u. v. m., etwa im Rahmen von Aktionstagen und langfristig beim Aufbau fester Strukturen. Um die Lebenswelten der Menschen gesundheitsförderlicher zu gestalten, inklusive eines neuen Ansatzes beim Zugang zur medizinischen Versorgung, ist es unbedingt vonnöten, interesektoral zu denken und zu handeln.

Die detaillierten Diskussionsergebnisse werden von der Fachstelle Gesundheitsziele aufbereitet und an die UAG Impfprävention zur weiteren Befassung weitergeleitet. Aktuell (11/14) sind bereits Überlegungen angestellt, die Impfprävention in Brandenburg mit vielen koordinierten Aktionen im Rahmen der europäischen Impfwoche 2015 (20.-25. April 2015) voranzubringen und so eine breite Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam zu machen. 

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